Presse
Posener und Westpreußen trafen sich in Hannover
Mehrere Posener und einige Westpreußen treffen sich, noch wie seit Jahrzehnten, in der Landeshauptstadt Hannover zum Gottesdienst und Gedankenaustausch.
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Den Gottesdienst bestritt vor allem der Vorsitzende der Gemeinschaft Evangelischer Posener e.V. Pfarrer Christfried Boelter. In seiner Predigt ging er auf die Ermüdung in den Kirchen ein, die zurückzuführen ist auf das Ausbleiben der Jugend und die Verringerung der Pfarreistellen. Von dieser Stimmung sind auch die Vertriebenenorganisationen und viele Vereine betroffen. Manche fragen sich, ob sie sich denn vergeblich bemüht haben.
Pfr. Boelter ging dann auf Jeremias 20 ein. Jeremias ist von Gott überwunden worden, beklagt sich aber, dass er von den Menschen verhöhnt und verspottet wird und somit verängstigt ist. Gott lässt ihn hoffen, obwohl er anderen unterlegen ist. Gott hat in ihm ein Feuer angezündet, das heißt Leidenschaft und Mut zum Dennoch dank seiner Begleitung durch Gott. Glaube heißt mit Gott zuleben. Doch manches wird mit Gott schwerer, weil Gott Leiden zulässt, wie er uns an Jesus demonstriert hat.
Glaube ist also nichts für Schwache, wie Friedrich Nietzsche meinte, sondern für die Starken. Er macht wach, sehend und einsatzbereit für diese fehlerhafte Welt. Wir sollen also offen für Neues sein wie die aktuelle „Freitage-für-die-Zukunft“ Schülerbewegung gegen Klimawandel.
Die Predigt machte Mut, nicht nur in die Vergangenheit, sondern vor allem in die Zukunft zu blicken.
Nach dem Gottesdienst wurde das Regionaltreffen bei Kaffee und Kuchen fortgesetzt.
Wilfried Gerke sprach im Anschluss über prominente Posener in Hannover und über Straßen und Wege, die an Posen und Westpreußen erinnern. Der Referent versuchte die Anwesenden mit ihren Erinnerungen und Fragen während des Vortrags einzubeziehen. Dieser tendenziell dialogische Ansatz führte dazu, dass die Teilnehmenden zumindest nicht weniger aufmerksam als sonst zuhörten.
Herr Gerke erklärte auch, dass die Arbeit der vielen einander abwechselnden, die seit sieben Jahrzehnten die Arbeit in der Landsmannschaft und in den Gemeinschaften wie der der Posener für die Zeitgenossen bis heute nicht vergebens war, sondern ihnen sozial und kulturell geholfen hat.
Ein Besucher aus Bad Oeynhausen, der erstmals dabei war, äußerte sich zufrieden über diese Veranstaltung. Und eine Besucherin zu einer anderen: „Es werden immer weniger. Schade eigentlich!“
Wilfried Gerke
Rund 25 Interessierte aus der Region Hannover und dem Landkreis Uelzen trafen sich am 15. April 2018 im Gemeindezentrum der Matthäigemeinde in der Loccumer Straße in Hannover-Wülfel. Sie stammten überwiegend aus dem Posener Land und aus Westpreußen und konnten auch Gäste aus Pommern begrüßen.
Das Treffen begann mit einem Gottesdienst in der Kirche, den Pastor Christfried Boelter leitete. Da der Organist Herr Brandt spielte die Orgel.
Das Treffen wurde im Gemeindehaus mit dem Kaffeetrinken bei Gesprächen fortgesetzt. Frau Renate Sternel-Rutz brachte den Gästen die ehemaligen evangelischen Kirchen in Posen in Bild und Wort näher. Bewegend war das gesungene Schlusslied „Kein schöner Land“. Auch die Küsterin sang wieder mit, sodass der Gesang am Schluss zweistimmig erklang.
Unserer rührigen und umsichtigen Geschäftsführerin Karin Ziegeler sei einmal mehr für die Organisation und die wieder liebevoll hergestellten Gottesdienstbegleithefte gedankt.
Kontakte in Posen
Die Gemeinschaft Evangelischer Posener e.V. zählt zu ihren Zielen, Verbindungen zu verständigungsbereiten Polen aufrechtzuhalten. In diesem Jahr nahm sie Kontakt zu dem neuen (am 27. April 2013 eingeführten), in Teschen geborenen und aus Warschau gekommenen Pfarrer Marcin Kotas der bewusst polnisch geprägten evangelisch-augsburgischen Gemeinde in Poznań auf. Der 32-Jährige ist Nachfolger des viele Jahre amtierenden, im März 2012 verstorbenen Pfarrers Tadeusz Raszyk, mit dem die Gemeinschaft langjährige Kontakte schon in der Zeit von Pastor Wilhelm Prenzler verbunden haben.
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Der Vorstand der Gemeinschaft unter Leitung von Pfarrer Christfried Boelter besuchte Poznań (Posen) vom 8. bis 10. Juni 2013. Das Wetter ließ Abergläubische Ungutes ahnen: Bei der Ankunft stand durch einen Wolkenbruch die Unterführung des Hauptbahnhofs so unter Wasser, dass sie nicht mehr benutzbar war und die Gäste nur mithilfe des lieben ortskundigen Helfers Anton Reiss einen Weg nach draußen fanden.
In dem bald ein Jahrzehnt alten Gemeindezentrum in der Nähe der alten Friedhofskapelle und des etwas jüngeren ehemaligen Diakonissenkrankenhauses führte der Vorstand ein ausführliches, intensives zweistündiges Gespräch mit dem neuen Pfarrer, der sich mit seinem Kirchenvorstand abgestimmt hatte. Vereinbart werden konnte konkret noch (?) nichts. Es mag aber sein, dass mit einiger Geduld vielleicht doch etwas gelingt. Der Wunsch nach einer Gebetsgemeinschaft scheint schwierig erfüllbar zu sein, der Austausch von Informationen müsste erprobt werden, auch wenn die polnische Seite Bedenken äußerte, weil sie keine Kapazität zu Übersetzungen ins Deutsche habe. Einer ihrer Vertreter beklagte, dass die Deutschen ihre Friedhöfe z. B. im Kreis Gnesen verkommen ließen. Was ist mit den Angehörigen, oder könnte die Partnerstadt Posens, Hannover, nicht aktiv werden? Die Polen seien bereit, die Friedhöfe zu pflegen, doch müssten die Impulse dazu von den deutschen Nachkommen ausgehen.
Traurig soll es in der alten Friedhofskapelle aussehen, obwohl sie unter Denkmalsschutz gestellt ist. Benutzbar ist sie nicht mehr, da das Innere seit einem Jahrzehnt nicht mehr gepflegt wird.
Pfarrer Boelter bemühte sich intensiv um das von ihm ab 2014 angestrebte Reformationsgedenken in Posen und anderen Teilen Polens, das er wie die Lutherwege in Thüringen in einen europäischen Rahmen stellen möchte. Pfarrer Kotas schien davon angetan, doch benötigt er genauere Informationen und versprach, das Projekt zu verfolgen.
Ökumenischer Geist und die Erinnerung an das frühere evangelische, in erster Linie deutsch geprägte Leben in der Großstadt an der Warthe führten die Teilnehmenden zur ehemaligen Kreuzkirche an der ul. Ewangelicka, der „evangelischen Straße“ in der Nähe des „Grabens“ (Grobla). Es ist erfreulich, dass dieses älteste protestantische Gotteshaus aus dem Jahre 1786 (anders als die Petrikirche von 1841) den letzten Krieg mit einmonatiger Belagerung und die armselige Nachkriegszeit überstanden hat und von der katholischen Universitätsgemeinde in einen guten Zustand versetzt worden ist. Leider war es nicht möglich, das Innere zu betreten.
Kann die Gemeinschaft Evangelischer Posener mit den Ergebnissen dieses Besuchs zufrieden sein? Zunächst einmal: Solange die Evangelisch-Unierten in Posen Kirchen unterhielten, war ein Gespräch zwischen den seit 1919/20 zugezogenen polnischen Lutheranern und ihnen nicht möglich. Bis 1939, weil die zugewanderten Polen Kontakte mit den „Germanisierern“ ablehnten, dann, weil Kontakte auch durch den deutschen Staat unmöglich gemacht wurden, weil er bald nach der Besetzung Gustaw Manitius, Pfarrer der polnischen Kirche augsburgischer Konfession verhaftete und Anfang 1940 umbrachte. Erst die zeitliche Distanz und die politische Annäherung seit 1970 und noch stärker 1990 förderte Begegnungen mit weniger Vorbehalten und Misstrauen. Bis heute bestehen aber massive Vorbehalte gegen unseren letzten, von 1910 bis 1944 amtierenden Bischof D. Paul Blau.
Fragen wir nach dem gegenwärtigen Stand! Es ist nicht ein Brett, sondern ein dicker Balken, der gebohrt werden soll. Unklar ist einstweilen, wo die wirklich entscheidenden Hemmschwellen für eine entspannte Atmosphäre und fruchtbare Zusammenarbeit liegen. Leider konnte der Vorstand nicht an das Verhältnis unter Pfarrer Raszyk anknüpfen. Zwar war der Besuch polnischerseits gut vorbereitet, die Atmosphäre jedoch war nur sachlich. Der Vorstand der Gemeinschaft ist sich einig, dass die Hoffnung nicht aufgegeben werden soll, von einem Nebeneinander zu einem Miteinander zu gelangen. Das sichtbare Zeichen dafür steht ja hinter der Kirche und weist mit den Wörtern Glaube, Hoffnung, Liebe auf die Gemeinsamkeit der beiden sich auf das Evangelium und auf Martin Luther berufenden Konfessionen hin.
Der Vorstand nutzte den Besuch auch dazu, sich über die Veränderungen in der Stadt zu unterrichten. Im Vordergrund aber standen Stätten der evangelischen Geschichte und Gegenwart Posens. Die Mitglieder besuchten auch einen Gottesdienst der evangelisch-augsburgischen Gemeinde, in dem Pfarrer Kotas sie deutsch begrüßte. Er verabschiedete sich am Ausgang von den Gästen sehr freundlich ebenfalls in deutscher Sprache. Auffallend viele junge Leute nahmen teil, während die ältere Generation weitgehend fehlte.
Dank gebührt unserer Geschäftsführerin Karin Ziegeler, die Pfarrer Boelter einmal mehr organisatorisch nachhaltig unterstützt und damit zu dem Gesamtergebnis beigetragen hat. Sie hat auch ihre guten Kontakte zu einer Posenerin genutzt, einer Insiderin, die ihre polnischen Sprachkenntnisse wie immer gern zur Verfügung stellte.
Wilfried Gerke
Unter dem Dach der Sternkirche
Von unserem Treffen in Potsdam
Geschäftsführerin und Organisatorin Karin Ziegeler blickte sorgenvoll, denn sie sah, dass mehr Besucher kamen als angemeldet. Es ging schon in die Richtung von 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor allem aus Berlin, Potsdam und Brandenburg, die sich am 13. Juli 2013 im lichten Gemeindezentrum der 1990 eingeweihten Sternkirche in Potsdam trafen. Die meisten waren aus dem Posener Land gebürtig, aber es waren auch echte Berliner und Leute aus Mittelpolen dabei. Unter den Anwesenden waren zudem LWW-Bundessprecher Dr. Martin Sprungala aus Dortmund, zugleich Vertreter der deutschen Katholiken in der LWW, und die neue, rührige LWW-Finanzexpertin Gudrun Schäffler aus Rüsselsheim, sowie Dr. Ursula Mechler, LWW-Bundesvorstandsmitglied und Landesvorsitzende in Berlin.
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Pfarrer Christfried Boelter, Vorsitzender unserer Gemeinschaft Evangelischer Posener, war aus Thüringen angereist und hielt den Gottesdienst. Um die Bedeutung dieses besonderen Tages sichtbar zu demonstrieren, trug er eine rote Stola mit dem Johanniterkreuz über seinem Talar.
Thema der Predigt waren die Wunder. Boelter ging aus vom Wunder des Baus der seit den siebziger Jahren geplanten Kirche in einem sozialistischen Neubaugebiet und von ihrem Wiederaufbau nach einem Brand. Auch die Taufe seines vierten Enkelkindes sah er als Wunder.
Er berichtete dann vom Kirchentag in Hamburg. Tausende Zuhörer waren zur Bibelarbeit eines bekannten Predigers gekommen. Nach seinen Ausführungen betraten Helfer mit leeren Körben den Raum. Die Versammelten sollten die Körbe mit Dingen füllen, sie durften sich bei Bedarf auch etwas herausnehmen. Die Körbe wurden voll, und ein Chor sang: „Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt.“
War das ein Wunder? Wunder, so sagte ein Theologe, seien Stolpersteine auf dem Weg zur Dankbarkeit. Jesu Speisung der fünftausend sei auch ein Wunder gewesen mit Brot und Fisch: Alle wurden satt. Es war vielleicht wie auf dem Kirchentag ein Wunder des Teilens, wenn man versucht, es rational zu erklären. Jedenfalls soll in dem Geschenkwunder gezeigt werden, dass Gott für sein Volk sorgt wie in der Wüste, als Mana vom Himmel fiel. Das Wunder – so Boelter – ist das Zeichen für Größeres, nämlich für die Macht, die Liebe und die Güte Gottes. –
Übrigens: Am Ende des Gottesdienstes stellte sich der Organist vor und teilte zur Freude aller mit, dass er persönliche und familiäre Beziehungen zu Schwiebus und Posen habe.
Nach der Mittagspause, in der alle leiblich satt wurden und sogar noch Essen übrig blieb (ein Wunder?), hielt Vorstandsmitglied Wilfried Gerke seinen erneut leicht abgewandelten Vortrag über 60 Jahre eigenständige „Posener Stimmen“, ihre Vorzüge und die Probleme ihrer Erstellung sowie die lobenswerten Redaktionsmitglieder. Er dankte auch den Autorinnen und Autoren sowie der treuen Leserschaft.
Dr. Sprungala gab Einblicke in die neueste, teilweise positive Entwicklung der Landsmannschaft Weichsel-Warthe, Frau Dr. Mechler berichtete aus der kontinuierlichen, vor allem ihr zu verdankenden Tätigkeit des Landesverbands Berlin der LWW, und Arno Kraft (früher Neutomischel, Schüler in Posen) wies darauf hin, dass viele deutschsprachige Akten im Rathaus der Stadt Neutomischel von einem eifrigen Polen namens Hildebrandt vernichtet worden waren, worauf die empörten polnischen Mitbürger ihn entließen, weil seitdem wichtige Unterlagen zur Stadtgeschichte wie über das Krankenhaus fehlen, das jetzt 100 Jahre alt ist.
Zur künftigen Entwicklung der Zusammenkünfte im Berlin/Brandenburger Raum machte ein 1941 als Kind aus Pabianice ausgesiedelter Teilnehmer nachdenkliche Ausführungen. Andere wiesen auf ihre persönlichen Aufzeichnungen hin, die zum Teil bis weit in die Vorkriegszeit zurückreichen.
Auf einen Bericht über den kürzlich erfolgten Besuch des Vorstands der Gemeinschaft evangelischer Posener in der polnischen lutherischen Gemeinde in Posen wurde verzichtet, da Pfarrer Boelter zunächst die Entwicklung in den nächsten Monaten abwarten will.
Wilfried Gerke
In schwieriger Lage gut gesteuert:
Bericht über die Mitgliederversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Posener.
Sie fand statt am 26. April 2019. Ort der Zusammenkunft war das D.-Paul-Blau-Haus in Lüneburg
Die Mitgliederversammlung begann um 11 Uhr mit der Andacht in der Kapelle des D.-Paul-Blau-Hauses. Pfr. Boelter stellte die Andacht unter das Thema Ostern und Taufe. Beide gehören eng zusammen, denn der Taufsonntag Misericordias folgt im Kirchenjahr unmittelbar auf das Osterfest. Martin Luther hatte auf seinem Arbeitstisch eingeritzt den Satz: „Du bist getauft“. Dieser Satz war für Martin Luther wie ein Rettungsanker, an dem er sich in aller Verfolgung und Angst und allen Nöten festhielt. Das Geschenk der Taufe ist ein verlässliches Angebot Gottes an uns Menschen. Ein Geschenk kann man sich nicht selber geben, kann aber sehr unterschiedlich damit umgehen. Ein Geschenk verpflichtet zu nichts. Aber dann ist es auch in der Regel nicht wirksam. Die Taufe ist das Geschenk, das unser Leben verändert. Wie bei Luther will die Taufe auch bei uns ein Anker sein, an dem wir unser Leben ausrichten können. „Du bist getauft“ gilt auch für uns und kann Halt, Trost und Stärke geben, wenn wir dem Geschenk unserer Taufe Raum in unserem Leben geben. Die Andacht wurde eingerahmt durch das Osterlied „Christ ist erstanden von der Marter alle“ zu Beginn und durch das Tauflied „Ich bin getauft auf deinen Namen“ am Ende.
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Ihre Fortsetzung fand die Mitgliederversammlung in einem anderen schön vorbereiteten Raum. Nach Begrüßung, der Feststellung der Beschlussfähigkeit und Genehmigung des Protokolls der Mitgliederver-sammlung von 2018 rief der Bild-Bericht des Vorsitzenden das vergangene Jahr in Erinnerung mit vielen Ereignissen, an denen zum Teil auch unsere Gemeinschaft der Posener teilgenommen hat oder beteiligt war.
So wurde erinnert an das Schloss Reinhardsbrunn, dessen Privatisierung endgültig verhindert werden konnte. Dem Schlossgarten gegenüber (im Bereich der Johanniskapelle – im Park Reinhardsbrunn) steht die eine Plastik des Versöhnungsdenkmals, dessen andere, identische Plastik im Gelände des neuen evangelischen-augsburgischen Zentrums in Posen ihren Platz hat. Beide Plastiken markieren Eckpunkte eines Versöhnungsweges mit der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Posen unter dem Motto „Glaube, Liebe, Hoffnung“. Erwähnenswert ist auch der Garten der Religionen in Reinhardsbrunn.
Auf der Tagesordnung standen zwei weitere Punkte, die für die Zukunft der Gemeinschaft und der „Posener Stimmen“ von entscheidender Bedeutung sind: die Neuwahl des Vorstands und das Thema Finanzen.
Ein neuer Vorstand konnte gewählt werden. Matthias Boelter, der Bruder unseres Vorsitzenden war bereit, sich zur Wahl als stellvertretenden Vorsitzenden zu stellen. Zur Wiederwahl stellten sich zur Verfügung Herr Pfr. Christfried Boelter als Vorsitzender, Frau Karin Ziegeler als Schriftführerin und Geschäftsführerin und Herr Werner Manzke als Beisitzer. In offener Abstimmung wurde der Vorstand einstimmig, mit Enthaltung der Gewählten, gewählt. Dank an dieser Stelle, dass die Gewählten sich zur Verfügung gestellt haben. Die erste Hürde zur Fortsetzung der Gemeinschaft war genommen.
Die zweite Hürde wurde lange beraten – muss aber letztlich erst noch genommen werden. Denn die finanzielle Situation ist prekär: Die von Frau Ziegeler gegebenen Erläuterungen zum Jahresabschluss 2018 und dem Haushalt 2019 machten deutlich, dass die Ausgaben alleine durch die Mitgliedsbeiträge und Bezugsgebühren der „Posener Stimmen“ nicht gedeckt werden können, trotz erheblicher Einsparungen bei den „Posener Stimmen“ durch z. B. Reduktion im Umfang und der Erscheinungshäufigkeit. Auch bei der Entlohnung von Frau Ziegeler als Geschäftsführerin ist bei dem Umfang der seit Jahren von ihr geleisteten Arbeit nur an eine geringe Kürzung (so die anwesenden Mitglieder) zu denken.
Nach langer Diskussion kam die Mitgliederversammlung zu dem Ergebnis, die Leserschaft der „Posener Stimmen“ auch in diesem Jahr wieder um eine Spende zu bitten. – Die Spenden vom vergangenen Jahr haben in etwa gereicht, das befürchtete Defizit in 2018 zu decken. – Deswegen finden Sie, verehrte Leserschaft, in dieser Ausgabe wieder einen eingelegten Überweisungsschein mit der Bitte, sich am Erhalt der „Posener Stimmen“ zu beteiligen. Die „Posener Stimmen“ erscheinen seit 1947 und informieren ihre Mitglieder und Leser sowie Interessierte über die alten Heimatgebiete und eine in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend vergessene Kulturlandschaft. Wir, d. h. die Mitgliederversammlung, wollen die „Posener Stimmen“ so lange wie möglich erhalten – und das geht nicht ohne Unterstützung durch die Leserschaft, die auch ein Interesse am Erhalt der „Posener Stimmen“ hat. Und darum bitten wir Sie, verehrte Leserinnen und Leser, sich durch Ihre Spende am Erhalt der „Posener Stimmen“ zu beteiligen.
Weitere Regularien: Der Prüfungsbericht für den Jahresabschluss 2018 wurde von Frau Sabine Andersen vorgetragen. Beanstandungen haben sich keine ergeben. Dem von Frau Andersen gestellten Antrag auf Entlastung der Geschäftsführerin Frau Ziegeler sowie des gesamten Vorstands folgte die Versammlung mit Enthaltung des Vorstandes einstimmig – verbunden mit einem besonderen Dank an Frau Ziegeler für ihre umsichtige Arbeit in der Geschäftsführung. Der von Frau Ziegeler vorgestellte Haushaltsplan 2019 wurde ebenfalls einstimmig beschlossen.
Zum Schluss der Versammlung gab Dr. Ruprecht Bardt einen sehr ermutigenden Bericht über das Posener Altenheim. Die hohe Sterberate im vergangenen Jahr bedeutete eine große Belastung für das trauernde Pflege-Personal sowie für die in der Verwaltung. Bei 100-prozentiger Auslastung lief der Betrieb des Hauses reibungslos. Das Mitarbeiterfest und die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen – mit der Setzung des Gedenksteins „60 Jahre Posener Altenheim 1958–2018“ durch den Heimbeirat und Bewohner des Hauses – waren Höhepunkte im vergangenen Jahr. Eine drohende Ausbreitung eines Novo-Virus konnte durch strikte Einhaltung entsprechender Gegenmaßnahmen verhindert werden. Der Ton im Haus zwischen Leitung, Personal und Bewohner ist gut. Es gibt auch keine Probleme bei der Bewerbung von Mitarbeitenden. Das Altenheim ist eine begehrte Arbeitsstätte. Heimleitung und Führungscrew leisten eine sehr gute Arbeit. Das gibt Grund zum Vertrauen in die Zukunft – dank Gottes Hilfe.
Die Mitgliederversammlung schloss um 15.50 Uhr. Eine in Aussicht genommene „formlose“ Führung im Ostpreußenmuseum fand nur mit Altbischof Dr. Johannes Launhardt und Karin Ziegeler statt.
Helmut Brauer
Aus unserer Mitgliederversammlung
Erfreulich ist es, dass zur Mitgliederversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Posener e.V. diesmal jedes dritte Mitglied erschienen ist. Das Posener Altenheim im Paul-Blau-Haus in Lüneburg bot wieder einen geeigneten Rahmen, wie auch der 1. Vorsitzende, Pfarrer i. R. Christfried Boelter, anmerkte. Pfr. Boelter, der wieder die Andacht in der Hauskapelle gestaltete, war erfreut, dass er anstelle des gewohnten Klaviers eine Orgel vorfand, auf der er den Gemeindegesang begleiten konnte.
Er sprach über die Osterzeit und verdeutlichte die Verschiedenheit des Glaubens anhand des Spiels „Ich sehe was, was du nicht siehst“. Schließlich hatten die Frauen auf dem Friedhof bei Jerusalem auch eine unterschiedliche Erkenntnis. War es der Gärtner oder war es nicht doch Jesus, der Auferstandene, der Erlöser (wie bei Maria Magdalena)? Das Wissen um unsere Individualität soll uns zu Toleranz gegenüber der Einsicht anderer führen.
In der sich anschließenden Mitgliederversammlung stellte Geschäftsführerin Karin Ziegeler gewohnt die finanzielle Lage der Gemeinschaft und der „Posener Stimmen“ vor. Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt.
Da die Situation durch Abonnentenrückgang und Mitgliederschwund angespannt ist, wurde über Möglichkeiten zu Einsparungen beraten und gefragt, ob und wie lange die Aufgaben und mit welchen Methoden weitergeführt werden könnten.
Da sich herausstellte, dass der Verein alles, auch lange Bewährtes, auf den Prüfstand stellen muss, wurde eine intensivere Beratung an den Vorstand überwiesen, der dafür eine Sondersitzung im Mai anberaumte.
Das neue Mitglied Pastor Helmut Brauer wurde gebeten, dabei seine Erfahrungen mit der inzwischen aufgelösten Gemeinschaft der Evangelischen aus Danzig-Westpreußen (Hilfskomitee) e.V. zur Verfügung zu stellen, die sich mit ähnlichen Pro blemen schon 2016 befasst hat.
Nach dem Mittagessen stellte Dr. Ruprecht Bardt die Arbeit des Posener Bauvereins vor. Die 130 Plätze des Posener Altenheims seien stets voll belegt. Das Heim genieße einen guten Ruf, der nicht zuletzt der guten Bezahlung der 115 Mitarbeitenden und der persönlichen Hilfe der Johanniter bei der Betreuung zu verdanken sei. Die Grippewelle 2017/18 habe die Menschen zwar nicht verschont, aber keine Todesfälle verursacht. Unter den zehn aus dem Ausland gekommenen Pflegekräften seien vor allem Menschen aus dem „Osten“, aber auch ein Brasilianer.
Außer zwei Vertretern des Pommern-Konventes waren drei Gäste aus der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde in Posen eingeladen und auch dieser gefolgt. Unter der Leitung des Vikars in Begleitung einer dem Vorstand inzwischen vertrauten Dolmetscherin, Gewerkschafterin, Organisatorin und Akademikerin und des Redakteurs des Gemeindeblatts vertraten sie 362 Gemeindeglieder.
Nach den Veranstaltungen zum Jubiläum der Reformation im vergangenen Jahr sind die evangelischen Posener jetzt mit dem 100. Jubiläum des Großpolnischen Aufstands 1918 und seiner Folgen beschäftigt. Auch das Gesicht des Protestantismus in Posen wurde bekanntlich dadurch verändert.
Die Versammelten fragten zu Umständen und Folgen gemischtkonfessioneller Ehen in dem weit überwiegend katholischen Land. Tolerante Polen neigen da zu lebensfreundlichen Lösungen.
Der Vorsitzende, Pfarrer Boelter, informierte in einem bebilderten Vortrag über seine und die Tätigkeit der Gemeinschaft im vergangenen Jahr. Zu dem Material beigetragen hat auch Karin Ziegeler. Der Hinweis auf die Veranstaltungsorte Berlin, Friedrichroda (mit Reinhardsbrunn), Gotha, Hannover, Lüneburg, Posen (mit der schönsten modernen evangelischen Kirche Polens), Potsdam und Samter mag hier andeuten, wo überall sich die Gemeinschaft engagiert hat.
Dieser Bericht ließ erahnen, was verloren gehen würde, wenn diese Gemeinschaft aufgelöst würde. Aber leider ist nicht alles Wünschenswerte machbar.
Die Gruppe begab sich dann zur historisch und baugeschichtlich bedeutsamen St. Michaeliskirche im Westen des alten Lüneburgs, ließ sich vom Organisten und Kantor Henning Voss in die Bedeutung der dortigen Barockorgel einführen und hörte dann ein Orgelkonzert.
Eine versierte, von ihrem Thema begeisterte Kirchenführerin und Buchhändlerin führte zu der eindrucksvollen christlichen Symbolik im Gotteshaus und betonte die ökumenische Gemeinsamkeit (unter Einbeziehung des Erzengels Michael und Marias, der leidenden Mutter des leidenden Jesus).
Die mit dem Kleinbus der Diakonie aus Posen angereisten Gäste, das Ehepaar Köhler vom Pommernkonvent, Pfr. Boelter und Karin Ziegeler verbrachten noch beim gemeinsamen Essen den Abend. Am nächsten Tag, gestalteten Pfr. Boelter und der Vikar Liberacki aus Posen in der Kapelle des Posener Altenheimes den Gottesdienst. Dieser wurde zum Anlass der Mitgliederversammlung des Trägers
des Hauses, des leitenden Bauvereins gefeiert. Diesen Gottesdienst nahmen die Gäste aus Posen zum Anlass, Pfarrer Boelter ein von Künstlerhand gezeichnetes Posener Rathaus (gerahmt) und Karin Ziegeler gestaltete Lesezeichen mit den Versöhnungsskulpturen die in Reinhardsbrunn und Posen stehen, zu übergeben. Nach einem Mittagessen im D.-Paul-Blau-Haus fuhren die Gäste vom Pommernkonvent und auch die Gäste aus Posen wieder heimwärts.
Wilfried Gerke
73 Jahre Gemeinschaft Evangelischer Posener
1946 ging es um die Sammlung der verstreuten Evangelischen als eine humanitäre und seelische Aufgabe. Der Glaube bot sich als Anker der in Seenot geratenen Fahrzeuge an, deren Insassen nicht wussten, wo sie landen würden. Erst einmal Ruhe bekommen, zusammen mit anderen Verzweifelten Ausschau nach einem Hafen halten – das war notwendig.
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Vertriebene Pastoren nahmen sich mit Hilfe der Landeskirchen in der Form eines Besuchsdienstes der Bedürftigen an.
Die Gründung des Hilfskomitees der Glieder der Posener Evangelischen Kirche erfolgte im Rahmen der Evangelischen Kirche in Deutschland auf Grund einer EKD-Arbeitstagung Ende Juli 1946 (mit Pastor lic. Kruska) und eines Ratsbeschlusses der EKD, auch wenn in der Sowjetischen Besatzungszone und seit 1949 in der DDR Vertriebenenvereinigungen verboten waren.
Am 13. Januar 1947 beauftragte Eugen Gerstenmaier vom Hilfswerk der EKD Konsistorialrat Carl Brummack mit dem Aufbau und der Leitung des Posener Hilfskomitees. Am 24. Juni 1947 wählte ihn der erste Posener Nachkriegskonvent zum Vorsitzenden des Komitees.
Gut, dass es Nachfolger gab wie Superintendent Richard Zellmann (19540–1957), Kreispfarrer Fritz Konukiewitz (1957–1960), Pastor Kurt Grundmann (1960–1982), Pfarrer. Waldemar Jung (1983–1990), Susanne Breitenfeld (1990–1992), Altbischof Dr. Johannes Launhardt (1992–1994), Gerd-Volker Bilau (1994) und Pfarrer Christfried Boelter seit 1995, (1992–1995 stellvertretender Vorsitzender).
Die Geschäftsleitung hatten Dr. Johannes Scholz (bis 1952), Siegmund Pawlicki (bis 1965), Pastor Dr. Threde und Pastor Wilhelm Prenzler (bis 1995).
Einer besonderen Leistung sei hier auch gedacht, nämlich der Gründung des Posener Bauvereins 1955, der sich die Errichtung des D. Paul-Blau-Haus in Lüneburg zur Aufgabe machte, das auch Posener Altenheim genannt, von 1995–2011 nannte es sich Posener Altenheim im Johanniterorden und ab 2011 nennt es sich wieder D. Paul Blau Haus.
Diese Einrichtung wurde Zentrum der evangelischen Posener in Deutschland und auch von den Teilnehmern der Posener Jugendtagungen vor allem in den sechziger Jahren (unter Pastor Blümel) aufgesucht. Ein großer Teil der dort aufgebaute Posener Bücherei wurde später als Leihgabe dem Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e.V. in Lüneburg zugewiesen und damit einer breiteren Allgemeinheit nutzbar gemacht. Auch nach Thüringen in den Klosterpark Reinhardsbrunn ist eine Leihgabe gegangen
Posener Pastoren waren auch beteiligt am Konvent der ehemaliegen evangelischen Ostkirchen (seit 1950) und am Kirchendienst Ost (Dr. Kammel, Klawun, Dr. Ilse Rhode, Prof. lic. Kruska).
1976 war die Zahl der Pastoren aus der Heimat erheblich geschrumpft. Die soziale Aufgabe war erledigt, soweit sie die finanziellen Starthilfen des Lastenausgleichs betraf. Die Kirchen im Westen und die Parteien verloren das Interesse an den Deutschen aus dem Osten, da ihre Integration weit vorangeschritten war und die jüngere Generation bis auf Ausnahmen besondere Organisationen nicht mehr wollte und nicht mehr brauchte.
Diese Beobachtung führte angesichts des weiterhin bestehenden Bedarfs der Älteren zur Gründung der Gemeinschaft Evangelischer Posener, in der das Laienelement zwangsläufig eine zunehmend bedeutendere Rolle spielte, da die Zahl der „Heimatpastoren“ für einen Pastorenkonvent zu gering wurde.
2013: Die Erlebnisgeneration besteht nur noch in Resten. Die Volksschulabgänger von 1944 sind jetzt 83 Jahre alt. Durch die Wiedervereinigung des 1945 entstandenen und 1948/49 geteilten Vierzonen-Deutschland und Berlins durften auch offiziell Landsleute aus Brandenburg und dem bisherigen Ost-Berlin an den Veranstaltungen teilnehmen, was durch Gottesdienste und Vorträge in Potsdam und Berlin sichtbar wurde. Vorsitzender wurde mit Pfr. Christfried Boelter ein Thüringer mit väterlicher Wurzel in der Posener Kirche, und das Tagungsheim Friedrichroda im Thüringer Wald wurde bis 2010 von der Posener Gemeinschaft genutzt.
Bleibende Fundamente sind regionale (Heimat-) Gottesdienste (bis 1994 auch Posener Kirchentage), die Zeitschrift „Posener Stimmen“, die Sehnsucht nach Bindung, das Interesse am Posener Land und die Mitarbeit in der Landsmannschaft Weichsel-Warthe.
Erst später entwickelt werden konnten Kontakte zu evangelischen Polen und zu katholischen, sich als Deutsche empfindenden polnischen Staatsangehörigen mit engen kulturellen und verwandtschaftlichen Bindungen zu den Polen.
Der Vorstand ist immer nur so gut wie seine Geschäftsführerin, und das ist seit langen Jahren, seit 1992, die schon seit über drei Jahrzehnten mit der Bearbeitung unserer Anliegen vertraute, bescheidene und zugleich hartnäckige Karin Ziegeler, die durch ihre Tätigkeit im Posener Altenheim schon länger mit den Posenern vertraut war und über ihre eigentliche Aufgabe hinaus viel für uns geleistet hat, wofür wir ihr außerordentlich dankbar sind und ihr an dieser Stelle unsern großen Dank aussprechen. Sie konnte viel von Pastor Wilhelm Prenzler als einem der letzten aktiven Heimatpastoren profitieren, der bereits 1946/47 kleine kirchliche Posener Treffen – Vorläufer der Posener Kirchentage - mit Konsistorialrat bzw. Propst Hein und Konsistorialrat Nehring in Friedrichroda und Eisenach durchführte, Eisenach zu einem Sammelpunkt ehemaliger Posener Diakone gemacht hatte und noch in den neunziger Jahren evangelische Deutsche im Posener Land aufsuchte und mit ihnen Andachten in der seit Jahrzehnten vermissten deutschen Sprache abhielt.
Wilfried Gerke
Aufstellung der 2. Skulptur
„Glaube - Liebe - Hoffnung“ in Posen / Poznań
Im Terminkalender der „Posener Stimmen“ war zum 23./24. Oktober 2004 die Aufstellung und Einweihung der 2. Skulptur „Glaube - Liebe - Hoffnung“ in Posen angekündigt worden.
Zu diesem Ereignis reisten mehrere Mitglieder und Freunde der Gemeinschaft Evangelischer Posener mit der Bahn aus verschiedenen Gegenden in Deutschland an. Im Zug von Berlin nach Posen war die Reisegruppe dann vollzählig beisammen.
Der Beginn der Einweihung der Skulptur im neuen Evangelisch-Augsburgischen Gemeindezentrum an der ul. Obozowa 5 war zu 16:30 Uhr geplant. Leider hatte der Zug auf der Strecke von Berlin nach Frankfurt/Oder auf Grund von Betriebsstörungen erhebliche Verspätungen, sodass die Feierlichkeiten der Einweihung der Skulptur erst 1 Stunde später beginnen konnten.
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Die Dämmerung brach bereits herein, als sich die deutsche Gruppe mit Gemeindegliedern der Evangelischen-Augsburgischen Kirche in Posen und Teilnehmern von der deutschen Minderheit in Posen im Park des Gemeindezentrums zu einer ökumenischen Andacht vor der Skulptur trafen. Die Skulptur hat auf dem Gelände des Gemeindezentrums einen wunderschönen Platz unter alten Bäumen gefunden, der einlädt zur Andacht und Meditation.
Zu Beginn spielte das Bläserquartett aus Reinhardsbrunn/Friedrichroda mit dem Ehepaar Boelter und zwei weiteren Bläsern. Nach Begrüßungsworten von Pastor T. Raszyk, die Herr H. Klinger zusammengefasst übersetzte, folgten die Begrüßung durch Pfarrer Ch. Boelter und die anschließende Segnung der Skulptur und ein Gebet. Mit dem Lied „Lobe den Herren“ wurden die Einweihungsfeierlichkeiten im Freien abgeschlossen und wegen der aufkommenden Dunkelheit in der neuen Kirche des Gemeindezentrums fortgesetzt.
In seiner Ansprache, die abschnittsweise von Frau Ursula Czechowska übersetzt wurde, erinnerte Pfarrer Christfried Boelter an den langen Weg, die die Skulptur von der Idee bis zur Realisierung brauchte.
Die ersten Pläne stammen noch von Pastor Wilhelm Prenzler, dessen Wunsch es war, in Posen ein Zeichen der Rückbesinnung und der Versöhnung zu setzen. Ohne seinen Spendenaufruf anlässlich seines 90. Geburtstages wäre die Verwirklichung seiner Grundidee sehr schwer geworden.
Ursprünglich war nur ein einziges Denkmal/Mahnmal in einer anderen Größenordnung in Posen geplant. Für den Standort wurden seitens der Evangelischen-Augsburgischen Kirche in Posen verschiedene Plätze angeboten.
Nachdem von der ursprünglichen Planung des Denkmals, das aus drei Steinen bestehen sollte, abgegangen wurde, sollte eine Skulptur zweimal ausgeführt werden, mit je einem Standort in Deutschland und in Polen. Damit war die Frage des geeigneten Platzes wieder aktuell.
Mit großer Dankbarkeit wurde die Antwort der Evangelisch-Augsburgischen Kirchengemeinde in Posen aufgenommen, dass die Skulptur im neuen Gemeindezentrum aufgestellt werden kann.
Nach der Aufstellung und Einweihung der 1. Skulptur im Klosterpark von Reinhardsbrunn im Herbst 2004, bildet die 2. Skulptur im Gemeindezentrum der Posener Ev.-Augsburgischen Kirche quasi die Eckpfeiler einer Brücke. Sie verbindet die Menschen in Polen und Deutschland miteinander und lädt dazu ein, einen gemeinsamen Weg in eine friedliche Zukunft zu gehen.
Das Bläserquartett begleitete musikalisch die Lieder, deren Strophen von der Gemeinde abwechselnd auf deutsch und polnisch gesungen wurden.
Auf Grund ihrer Verhinderung wurde der Vortrag von Julita Garstkowiak von Petra Weise verlesen und von Ursula Czechowska wieder abschnittsweise Polnisch übersetzt.
In diesem Vortrag wurde die Entstehungsgeschichte der Skulptur geschildert. Sie ist in ihrer Idee als ein deutsch-polnisches Jugendprojekt für den ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 entstanden. Ihre gedanklichen Anregungen für diese Skulptur erhielt die Jugendgruppe, die sich aus verschiedenen Treffen in Deutschland (Reinhardsbrunn) und in Polen (Posen) kannte, während eines Besuchs im Berliner Dom.
evposener 005Für die künstlerische Umsetzung des Entwurfs in die Originalskulptur wurde Prof. Wojciech Kujawski von der Akademie der Schönen Künste, Poznań, gewonnen.
Wegen des verspäteten Beginns der Feierlichkeiten musste der Ablaufplan der Veranstaltung zum Teil geändert werden, sodass nicht alle Programmpunkte in der vorgesehenen Weise durchgeführt werden konnten. Der Vortrag von Prof. Kujawski wurde deshalb nur auf polnisch von Frau Czechowska – da der Künstler zu diesem Zeitpunkt noch nicht anwesend war – verlesen. In seinem Vortrag, der auch in deutscher Übersetzung von Herrn Klinger vorliegt, beschreibt Pof. Kujawski die Gedanken und die Symbolik, die sich mit der Arbeit an dieser Skulptur verbinden.
Die Skulptur „Gaube - Liebe - Hoffnung“ wurde verschiedentlich in den „Posener Stimmen“ abgebildet. Sie stellt zwei Bäume dar, die aus einer gemeinsamen Wurzel den Sockel wachsen. In den Zweigen der Bäume halten zwei Engel eine aufgeschlagene Bibel. Der Text der Bibelseiten lautet: „Glaube – Liebe – Hoffnung“ und im Sockel stehen die Worte „Versuchung – Schuld – Vergebung – Versöhnung“ in beiden Sprachen polnisch/deutsch. Einige der Gedanken von Prof. Kujawski Gedanken zur Symbolik der Skulptur seien hier erwähnt: Bäume waren die ersten Heiligtümer der Menschen. In den Mythen vieler alter Kulturen symbolisieren Bäume den Aufenthaltsort der Götter - sie geben Schutz und Sicherheit. „Der Baum ist letztlich das Symbol für Lebenskraft. Indem sie ihre Wurzeln in der Erde und im Wasser haben, die Krone aber in der Luft und in der Sonne, wachsen die Bäume mit der Zeit immer tiefer in die Erde und immer höher gen Himmel und stellen so eine lebendige Klammer dar, die Himmel und Erde miteinander verbindet.“
Der Künstler lässt die Engel einen Platz in den Kronen der Bäume aussuchen. „Engel sind Gottesboten, Vermittler zwischen Himmel und Erde, die letzterer die Frohe Botschaft verkünden. Sie überbringen die prophetischen Bücher - übermitteln den Menschen den Willen Gottes. Daher ist das Buch in der christlichen Kultur auch das Symbol der Gesetzessammlung, der Weisheit, der Besonnenheit, Erforschung der Wahrheit, der Reinheit. Als deutliches Zeichen des göttlichen Wirkens verkörpert es das ganze Universum, als die Schrift der Vergangenheit, der Gegenwart und des Zukünftigen.“
Die Befreiung von dem Bösen waren von jeher Glaube, Liebe, Hoffnung, - ein Dreiklang, der die Garantie des Guten, der Vergebung und der Verständigung darstellt. Ein Dreiklang der die Kraft in sich hat, das Böse zu besiegen und Brücken zu bauen über die getrennten Welten, um sie zu einigen für eine Umkehr. - Soweit die Gedanken des Künstlers zu seiner Skulptur.
Im Anschluss an die ökumenische Feier war ein Abendessen im nahe gelegenen Hotel Olimpia vorbereitet, an dem auch Vertreter der Deutschen Minderheit in Posen teilnahmen. Wer nach diesem langen Tag noch nicht zu müde war, konnte an einem kleinen Bummel durch die Posener Innenstadt teilnehmen.
Am Sonntag fand um 10:00 Uhr in der Kirche des Evangelischen-Augsburgischen Gemeindezentrums ein Jugendgottesdienst mit Abendmahl statt. Eine Gruppe von Jugendlichen sowie der Pfarrer aus der Gemeinde von Lissa/Leszno begleitete den Gottesdienst mit verschiedenen Instrumenten. Die Predigt hielt der Pastor Woła aus Schneidemühl/Piła. Da die Predigt nicht ins Deutsche übersetzt wurde, konnte man in Ruhe die sehenswerte neue Kirche bewundern. Die großen hölzernen Bögen des Innenraums vermitteln den Eindruck eines Doms. Die Kirche ist durch die weißen Wände und das helle Holz sehr hell. Dieser Eindruck wird verstärkt durch das Lichtzusammenspiel der langen Fensteröffnungen mit den überglasten Teilen der einen Kirchenseite. Der sonnige Oktobertag und die schöne Färbung der Laubbäume in Nähe der Kirche rundeten den freundlichen Gesamteindruck des Gotteshauses ab. Die Kirche trägt den Namen „Kirche der göttlichen Gnade“.
Nach den erlebnisreichen Tagen in Posen hatten alle Mitreisenden das Gefühl, dass ein wichtiges Projekt nicht nur zum Abschluss gekommen ist, sondern dass es auch einen guten Neubeginn eröffnet.
Rainer Prenzler